Was dich erwartet:
Gesucht war eine Rundwanderung, die das Klippeneck und den Dreifaltigkeitsberg einschließt, ohne einen gegangenen Weg im Rückweg erneut begehen zu müssen. Dem Wunsch kam entgegen, dass 1966 die dortige Eisenbahnlinie, die Heubergbahn stillgelegt und später zum Wander- und Fahrradweg umgestaltet wurde. Dieser führt fast durchgängig über die alte Trasse und durch das alte Tunnel, lediglich die baufälligen Viadukte werden umgangen.
Die Heubergbahn war in den Jahren von 1913-1928 gebaut worden. Sie verlief am Albfuß, aber schon in einer gewissen Höhe oberhalb von Spaichingen. Zum Teil durch ein sehr schwierig zu trassierendes Gelände. So wurde der Wettbach-Viadukt mit zunächst 186 m Länge und 9 gewölbten Öffnungen gebaut. Da beim Anschnitt des Steilhangs der ganze Hang ins Gleiten kam, mussten die Pfeiler 20 m tief gegründet werden. Außerdem wurde eine Verlängerung des Viaduktes um weitere 145 m nötig. Man sprach wegen der horrend gestiegenen Kosten vom „Millionenloch“. Dazu kam der Bau eines weiteren Viaduktes und des Au-Tunnels mit einer Länge von 126 m. Der Kostenvoranschlag belief sich auf 1 ½ Millionen, abgerechnet wurden letztendlich über 10 Millionen Mark. – Ein unverhältnismäßiger Aufwand für eine Nutzungsdauer von gerade einmal 38 Jahren!
Die Wanderung sollte an einem klaren Tag mit ordentlicher Sicht gemacht werden, sonst ist der Weg auf der ehemaligen Bahntrasse ohne Aussicht und damit etwas eintönig. Er ist aber durch seine gleichmäßige Steigung angenehm zu gehen und wir sehen die Relikte der eindrucksvollen Kunstbauten. Vor dem Au-Tunnel sind Info-Tafeln mit der Geschichte der Heubergbahn aufgestellt. Bei guter Sicht haben wir zudem immer schöne Ausblicke über die Ortschaften ins Albvorland und bis zum Schwarzwald.
In Gosheim geht es dann hoch auf die Alb zum Aussichtspunkt beim Heuberger weißen Kreuz, dann zum Klippeneck mit Segelfluggelände und Hotel, zum Dreifaltigkeitsberg mit Wallfahrtskirche und Gaststätte. Der Weg führt immer am Albtrauf entlang und gewährt fast ständig schöne und weite Ausblicke bis zum Schwarzwald. Vom Dreifaltigkeitsberg steigen wir über einen Stationenweg kurz und etwas steil ab nach Spaichingen.
Beschreibung der Wanderung:
Wanderstrecke | Gehzeit | Gehzeit aufgelaufen | Markierung |
Ab Spaichingen | 0:00 | 0:00 | |
bis Gosheim | 1:40 | 1:40 | gegen |
bis Heuberger weißes Kreuz | 0:30 | 2:10 | |
bis Klippeneck | 0:45 | 2:55 | |
bis Änderung der Markierung | 0:30 | 3:25 | |
bis Dreifaltigkeitsberg | 0:10 | 3:35 | (HW 9) |
bis Spaichingen | 0:25 | 4:00 | (HW 9) |
Von der Dreifaltigkeitsbergstraße gehen wir in die nach links abgehende Heubergstraße, Wegweisung nach Denkingen und Gosheim, Markierung gegen Dreiblock blau. Nach etwa 5 Minuten endet die Straße. Hier nach links auf die (nicht asphaltierte!) alte Bahntrasse, der wir nun folgen. Vorbei oberhalb der Häuser des Spaichinger Teilortes Hofen erinnert uns bald der aufgeschüttete Bahndamm an die Geschichte der Strecke. Auch ein rechts des Weges stehender Gedenkstein für die Todesopfer eines unsinnigen Jabo-Angriffs auf den Zug am 7. Oktober 1944. Im folgenden Denkingen geht es durch die Bahnhofstraße (!), dann überqueren wir die auf das Klippeneck führende Autostraße und gehen danach nach links weiter.
Nach etwa einer halben Stunde macht der Wanderweg eine, zumindest den Bahnkundigen irritierende, scharfe Biegung nach rechts und steigt dazu auch noch steil an! Das kann doch nicht die alte Bahntrasse sein! Richtig: Gehen wir an dieser Stelle eben und geradeaus weiter, kommen wir auf den ersten Viadukt, der der Baufälligkeit und fehlender Brücken wegen nicht mehr durchgängig begangen werden kann. Der Wanderweg führt deshalb in einem weiten Bogen am Rand der Schlucht um den Viadukt herum, um ihn nach etwa 20 Minuten unter einem seiner letzten Bögen wieder zu erreichen. Kurz danach dann nicht geradeaus (zur Kleingartenanlage) sondern wieder rechts hoch, wo wir zu den letzten Pfeilern des Viaduktes kommen. Wenige Minuten später folgt der Autunnel.
Vor dem Tunnel sind liebevoll gestaltete Tafeln angebracht, die über die Kunstbauwerke der Heubergbahn, ihre Bauzeit, ihre Kosten und ihre Dimensionen informieren. Wenige Minuten nach dem Tunnel geht es steil nach Gosheim hoch. So steil, dass man sich fragt, wie die Bahn das geschafft hat. Nun, hier führte die Bahnlinie durch einen tiefen Einschnitt hinein nach Gosheim zum seinerzeit höchst gelegenen Bahnhof Württembergs (848 m)! Der Einschnitt wurde wieder aufgefüllt, das Gelände planiert und ein großer Parkplatz angelegt
Am Ende des Parkplatzes geht unser Weg nach rechts durch die Austraße und Flackstraße zur Heubergstraße, der Autostraße, die nach Böttingen hoch führt. Auf dieser führt der Nordrand-Hauptwanderweg des Schwäbischen Albvereins, Dreieck rot. Wir gehen für knapp 10 Minuten dieser Straße entlang. Ein Stück nach einem Wasserreservoir (rechts geht es in die Straße „Oberer Baarblick“) überqueren wir die Autostraße nach links und gehen nun durch den Wald, links oberhalb der Straße, mit schönen Ausblicken. Oben auf der Höhe angelangt nach rechts, wieder über die Autostraße und rechts von einem Ruheplatz mit Kruzifix weiter zum Heuberger weißen Kreuz. Feuerstelle. Aussicht: Links der Hummelsberg auf dem Großen Heuberg, rechts der Lemberg, unter uns Gosheim. In der Ferne die weite Fläche der Baar, die von den Schwarzwaldbergen abgeschlossen wird.
Der Weiterweg führt uns bis an die Autostraße mit der an der gegenüberliegenden Straßenseite gelegenen Gosheimer Kapelle. Wir gehen diesseits der Straße rechts in den Wald und erreichen nach gut 10 Minuten wieder den Albtrauf, dem wir nun folgen bis zum Segelfluggelände mit der Fliegerschule, die bis auf die Anfangsjahre des Segelfluges zurückgeht, und dem Hotel auf dem Klippeneck.
Für den Weiterweg zum Dreifaltigkeitsberg empfiehlt es sich, gleich nach dem Hotel rechts vor zum Albtrauf zu gehen, rechts an der Wetterwarte vorbei in den Wald um dann auf schmalem Pfad mit schönen Aussichten dem Albtrauf zu folgen. Nach etwa 30 Minuten führt der Hauptwanderweg (Dreieck rot) links weiter. Wir bleiben aber rechts (Balken rot) und sind in weiteren 8 Minuten bei den Gebäuden auf dem Dreifaltigkeitsberg. Wallfahrtskirche, Missionshaus der Claretiner, Landschulheim und Gaststätte. Sehenswerte Innenausstattung der Kirche mit Hochaltar von Josef Anton Feuchtmayer (1696-1770). Auf dem Turm ein Aussichtsplattform, 1842 geschaffen, nachdem die Haube durch einen Blitzschlag vernichtet worden war. Der Dreifaltigkeitsberg ist seit Urzeiten besiedelt und hat wohl schon immer eine große Anziehungskraft auf die Menschen gehabt. Siedlungsspuren und Befestigungsreste fanden sich durchgehend über vier Jahrtausende, bis zurück in Jungsteinzeit, etwa 2. Jahrtausend v. Chr.
Vom Dreifaltigkeitsberg geht es vorbei an der Kirche, dann rechts hinunter, in einem raschen Zickzackabstieg, die Treppen gelegt mit den Schwellen der Heubergbahn, auf einem Stationenweg, zurück nach Spaichingen.
© Bild und Text Volkmar Kleinfeldt
© Idee und Karten Ronja Böhringer & Patricia Böhringer
Kurz-Info:
Wanderkarte | L 7918 Spaichingen |
Reine Gehzeit | 4 Stunden |
Wegstrecke | 18 km |
Insgesamt zu bewältigender Höhenunterschied | 500 m |
Einkehrmöglichkeiten | Klippeneck und Dreifaltigkeitsberg, außerdem in den Orten Spaichingen und Gosheim. |
Wie du hin kommst:
Spaichingen liegt an der B 14 zwischen Rottweil und Tuttlingen. Von Norden kommend muss du recht lange durch den Ort fahren. Erst nach etwa 1,5 km, kurz nach der zweiten (!) rechts liegenden Kirche fährst du in die links zum Dreifaltigkeitsberg führende Straße ab.
In der Dreifaltigkeitsbergstraße gibt es genügend Parkmöglichkeiten.
Zurück zu Kleinfeldt’s Wanderwegen
Zurück zu den Wandergebieten