Julian Pörksen im Interview mit Micro-Europa
Aussteiger-Film „Whatever Happens Next“ – Zwischen Freiheit und Einsamkeit
Der Weg ist das Ziel – nach seiner Flucht aus dem fremdbestimmten Alltag seiner bürgerlichen Existenz hin zu einem freien Leben überlässt der Aussteiger Paul Zeise alle Entscheidungen dem Zufall.
Paul Zeise (43) lässt alles zurück, seine Frau, seinen Beruf, seine gesamte bürgerliche Existenz. Fortan streift er ziellos durch die Welt, ein Taugenichts und Zufallskünstler, Hochstapler und begnadeter Schnorrer, der sich in fremde Autos setzt, ungebeten auf Partys und Beerdigungen auftaucht, sich mit dementen Großmüttern verbrüdert, eine Kleinfamilie in Angst und Schrecken versetzt, von einem Studenten bis nach Polen mitgenommen wird, dort als Obdachloser durch die Straßen irrt, mit einem Komapatienten eine tiefe Freundschaft schließt und sich schließlich in die ungestüme, lebenswirre Nele (29) verliebt, die ihn mitnimmt auf ihre Reise. Dass ihm inzwischen der Privatdetektiv Ulrich Klinger auf den Fersen ist, ahnt er nicht.
Die Schönheit des Nichtstuns als Kritik an den gesellschaftlichen Normen: Ein Interview mit dem Filmemacher Julian Pörksen
Was heißt es überhaupt, glücklich zu sein? Getrieben von dem Produktivitätswahn unserer bis in das Privatleben ökonomisierten Gesellschaft verlagern wir unser Bestreben nach Glück immer mehr darauf, uns unsere Zufriedenheit zu verschaffen, indem wir möglichst viel besitzen und erreichen wollen. Ein gut bezahlter Job, ein großes Haus und eine satte Summe auf dem Konto: Für einen kurzen Moment fühlt sich all das fast wie echtes Glück an. Doch unmerklich treibt uns das Verlangen nach mehr immer weiter an, bis wir vollkommen in dem Hamsterrad unseres Alltages gefangen sind.
Der Dramaturg, Autor und Regisseur, Julian Pörksen, hat andere Vorstellungen von einem guten Leben: Seine Filme porträtieren Menschen, die den gesellschaftlichen Konventionen nicht entsprechen. Sein Kurzfilm „Sometimes we sit and think and sometimes we just sit“ behandelt das Leben eines 50-jährigen Mannes, der ins Altersheim zieht, um einfach Schluss zu machen mit Leistung und Konsum. Auch in seinem jetzigen Film bricht der Protagonist, Paul, aus seinem Alltag aus und lässt sich treiben.
In unserem Interview erzählt Pörksen, warum er sich ausgerechnet für das Leben solcher Aussteiger interessiert und ob für ihn das Nichtstun auch in Frage kommt.