Jüdisches Leben in Deutschland – Schützt die Erinnerungskultur vor Antisemitismus? Teil 2 (524)
Radio Micro-Europa: Sendung (524) „Jüdisches Leben in Deutschland – Schützt die Erinnerungskultur vor Antisemitismus? Teil 2“ am Mittwoch, den 20. März 2024 von 17 bis 18 Uhr im Freien Radio Wüste Welle 96,6 – auch als Live Stream im Internet
Wiederholung: Freitag, den 22.03.24 von 00 bis 01 Uhr
Der Link zum Anhören im Internet: https://www.wueste-welle.de/broadcasts/livestream
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Moderation: Nicolas von Hauff
Technik: Klaus Klein, Kolja Zschorsch, Robin Glücker
Redaktion: Ulrich Hägele
Inhalt der Sendung
01
Zu Beginn des zweiten Teils berichtet Helmut Sonny Sonneberg von seinen traumatischen Erlebnissen aus seiner Zeit im KZ Theresienstadt. „Lebende Leichen“, abgemagerte Skelette mit eingefallenen Augenhöhlen. So beschrieb der 91-jährige Sonny im Interview mit Nicolas von Hauff die halbtoten Menschen in den Viehwaggons. Während er davon sprach, wurde er sichtlich emotional und sagte bestimmt: „Ich bin von Haus aus Pazifist, aber wenn mir heut‘ einer erzählt, dass das alles nur gestellt war, dann schlage ich dem als Pazifist ins Gesicht.“ Sonny Sonneberg hätte allen Grund zu so einem Verhalten gegenüber Holocaust-Leugnern gehabt.
Aber er wollte und konnte seinen Peinigern vergeben. Doch die Narben blieben Zeit seines Lebens ein Teil des Holocaust-Überlebenden.
02
Holocaust Leugner sind in Samuels Augen weltfremd. Er kann und möchte nicht viele Worte über sie verlieren.
Samuel Traub hingegen glaubt an keinen Sinneswandel bei manchen Shoa-Leugnern wie beispielsweise Björn Höcke oder Ursula Haverbeck. Eine gute Erziehung und aufklärende Bildungsarbeit ermögliche aber eine Veränderung bei jungen Menschen. Da pflichtet ihm Sonny Sonneberg bei – beide wünschen sich nichts sehnlicher als diesen Wandel hin zu einer Gesellschaft frei von Antisemitismus.
03
Susanne Jakubowski ist Jüdin und eine starke Persönlichkeit. Auch sie weiß über die Gräueltaten der Nazis sehr gut Bescheid. Und sie setzt sich trotz der Vergangenheit und des präsenten Antisemitismus für ein Miteinander in Deutschland ein. Wozu tut sie das eigentlich und woher nimmt sie die Kraft dazu? „Nun ich bin ein Mensch der dem Leben zugewandt ist.“ Deshalb hätte sie als Architektin auch nie eine Trauerhalle oder einen Friedhof planen oder bauen können.
04
Regina Kamschitzki und Samuel Traub gehören beide zur Generation selbstbewusster Jüdinnen und Juden in Deutschland. Mit diesem Selbstbewusstsein sind beide innerhalb ihrer Familien und der israelitischen Religionsgemeinschaft aufgewachsen. Alle vier Protagonist*innen leben nach der Einstellung: „Ich kann dazu stehen und stolz darauf sein, wer ich bin.“ Aber das ist keine Selbstverständlichkeit und fordert uns alle als deutsche Gesellschaft. Samuel Traub, Regina Kamschitzki, Susanne Jakubowski und Helmut Sonny Sonneberg repräsentieren vier Generationen. Der Wunsch nach einer friedvollen Einheit aller Menschen in Deutschland liegt ihnen am Herzen.
Musik:
01 Pavel Haas – Streich Quartett Nr. 2 (1925, Aufnahme von 2013)
02 John Williams – Schindler´s List Theme (1993, Aufnahme von 2014)
03 Erwin Schulhoff – Sinfonie Nr. 2 (1932, Aufnahme von 2021)
04 Ludwig van Beethoven – Ode an die Freude aus der 9. Symphonie (1824, Aufnahme von 2020)