Blog #3: Mahmet Hashem
Haschem ist die Bezeichnung eines arabischen Stamms in Saudi Arabien. Eigentlich ist dieser Stamm kein x-beliebiger. Es ist nämlich der, aus dem der Vater des Propheten stammt und sesshaft in Mekka und seiner Umgebung ist. Der Name meines diesmaligen Interviewpartners hat aber noch eine weitere Bedeutung: Haschim stammt aus dem arabischen und bedeutet auf Deutsch mächtig oder majestätisch. Aber Hashem spricht mit mir ganz bescheiden und trägt gar nicht die Eigenschaften seines Namens.
Er ist gerade 29 Jahre alt und ist seit 2013 alleine in Deutschland ohne seine Familie und seine Ehefrau, die gerade in Afghanistan leben.
In Afghanistan spricht man viele Sprachen, da dort mehrere Ethnien gemeinsam leben, lasse ich mir von ihm erklären. Da gibt es die Usbeken, die Paschtunen, die Tadschiken, die Hazara und weitere Ethnien, wie die Turkmenen, welche aber in der Minderheit liegen. Hashem beherrscht die Sprache der Usbeken und der Pashtunen. Außerdem kann er Dari und Türkisch. Also ein sehr weites Sprachenrepertoire, das Hashem so mitbringt.
Das ist auch der Grund, weshalb er mit der türkischen Musik sehr vertraut ist und berühmte Sänger wie Serdar Ortac aus der Türkei gerne hört. Neben dem Musik hören in seiner Freizeit spielt Hashem unheimlich gerne Fußball.
Als ich frage, welchen Job er hier gerne ausüben möchte, erzählt er mir, dass er einfach nur arbeiten möchte.
Die lange Unsicherheit und seine schwer absehbare Zukunft lassen ihn verzweifeln und er fühlt sich ausweglos. Er möchte schnellstens arbeiten, damit er einen geplanten Alltag hat. Sei es das Geschirr waschen im Restaurant oder aber auch Gärtnerei, er ist offen für jeden Beruf. Erfahrung beim Gärtnern hat er sowieso, denn sein Vater hatte in Afghanistan sehr große Traubengärten, in denen er jeden Tag gearbeitet hat.
Hashem antwortet auf meine nächste Frage, dass Afghanistan immer noch Heimat für ihn bedeutet, denn eine Heimat ist für ihn der Ort, an dem Kinder ohne Gefahr zur Schule gehen können.
Nach einer kleinen Stille fangen wir an, über das Essen und die Sehenswürdigkeiten in Afghanistan zu sprechen.
Es gibt unheimlich viele und sehr schöne Moscheen in Afghanistan. Beispielsweise die Blue Mosque oder mit anderem Namen Ali-Mausoleum. Dieser befindet sich in der Provinz Mazhari Sharif und ist neben seiner Funktion als Gebetsstätte eine Begräbnisstätte. Allerdings ist es umstritten, ob der Schwiegersohn des Propheten Muhammeds Ali ibni Ebi Talib wirklich hier begraben ist. Dazu gibt es unterschiedliche Überlieferungen und man weiß heute immer noch nicht, wo der Cousin des Propheten begraben ist. Da Ali ibni Ebi Talib als der erste Imam der Shiiten gilt, ist dieser Ort besonders wichtig für die Schiiten. Eine Sehenswürdigkeit, die man in Afghanistan unbedingt besuchen muss ist der Band-e Amir. Dieser besteht aus genau sechs Seen. Die intensiv blaue Farbe der Seen sticht in dem im Vergleich zu Deutschland wenig begrünten Land sehr stark hervor. Die tolle Farbe haben die Seen dem starken Mineralgehalt zu verdanken. Aufgrund dieser ökologischen Besonderheit wurde die Band-e Amir Seen 2009 als Nationalpark ernannt. Heute sind die Seen einer der meist besuchten Touri-Orte.
Die Afghanische Küche ist aufgrund der vielen Ethnien sehr vielfältig. Eine in ganz Afghanistan verbreitete Beilage ist Kishmish Panir. Es ist eine Art selbstgemachter Käse. Es wird meistens hausgemacht und ist auch sehr einfach nachzumachen. Jedenfalls bekomme ich es so erklärt. Durch das Vermischen der gekochten Milch und ein wenig Essig entstehen in der Flüssigkeit feste Teilchen. Nachdem die ganze Masse aus dem Topf in ein Seihtuch gelegt und anschließend zusammengepresst wird, lässt man das Ganze ziehen. Die Masse lässt man so lange stehen, bis man sie schneiden und servieren kann. Oft legt man schwarze Rosinen dazu und verzehrt die Köstlichkeit mit Tee.
So schön sich die Beschreibung sich auch anhört, hofft man, Afghanistan irgendwann als einen Ort ohne Krieg und Drohnen besuchen zu können.
geschrieben von Hilal Öczan.